1989

Vor dieser Mauer unüberwindlich

ist jede Seele auf's Äußerste empfindlich,

liegt sie doch nach allen Seiten offen und bloß,

ist angreifbar und komplett schutzlos.

 

Vor dieser Mauer allein zu stehen

und nichts als kalten Beton und Stahl zu sehen,

das Leben scheint erst weit hinter ihr zu beginnen

und Hoffnung gnadenlos in meinen Händen zu zerrinnen.

 

Vor dieser Mauer bilden sich dunkle Schatten

huschen hin und her wie bissige Ratten,

versuchen zu greifen nach jedem, der zu lang da steht

und nicht merkt, dass der Wind aus der falschen Richtung weht.

 

Vor dieser Mauer sind nicht mal wirklich die Gedanken frei,

am Ende bleibt mir nur noch ein stummer Schrei,

unbeweglich und nicht in der Lage zu verstehen,

muss ich irgendwann weitergehen.

 

Vor dieser Mauer muss jeder nah bei sich Selbst sein,

hier kann man ihn nicht wahren, den falschen Schein,

ehrlich und offen, weit weg von allem Lügen,

nicht einfach wieder dem Schicksal fügen.

 

Vor dieser Mauer gibt es kein Entschuldigen mehr,

dafür schmerzt ihre Existenz viel zu sehr,

gibt es doch keinen Grund, Menschen zu trennen,

vor dieser Mauer kann es wohl jeder erkennen.

 

Vor dieser Mauer muss jeder als Mensch aufschauen

und verhindern, dass wir zwischen uns Mauern aufbauen,

denn sie sind Mahnmale für die Unmenschlichkeit,

und Symbole für eine schmerzende Zeit.

 

Vor dieser Mauer ist nun endlich auch hinter ihr,

das Leben von dort, gibt es nun auch hier,

eine Welt, in der wir alle gemeinsam leben

und niemand muss dafür mehr sein Dasein geben.

 

Vor dieser Mauer stand ich mit mir,

begriff endlich im Jetzt und Hier,

dass das, was gewesen, nun vorbei,

und fühlte mich zum ersten Mal richtig frei.

 

 

 

 

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